TCM Kinderwunsch beim Mann

Die Spermienqualität und –quantität ist in den letzten 30 Jahren erheblich gesunken. Im Jahr 2010 erfolgte daraufhin durch die WHO eine Absenkung der Normalwerte für Spermiogramme.

WHO Referenzwerte für das Spermiogramm im Vergleich

ParameterReferenzwert 2010Referenzwert 1999
Samenvolumen≥ 1,5 Mio/ml≥ 2 Mio/ml
Spermienkonzentration≥ 15 Mio/ml≥ 20 Mio/ml
Spermienzahl/Ejakulat≥ 39 Mio≥ 40 Mio
Progressive Mobilität≥ 32 %≥ 50 %
Totale Mobilität≥ 40 %≥ 50 %
Normale Morphologie≥ 4 %≥ 14 %
Leukozyten< 1 Mio/ml< 1 Mio/ml

Dies bedeutet: Spermiogramme, die laut den WHO Kriterien von 2010 einen Normalbefund ergeben, wären nach den Kriterien aus dem Jahr 1999  pathologisch und damit behandlungsbedürftig gewesen.

Immer häufiger wird auch die Brüchigkeit der Spermien-DNA als Ursache für männliche Unfruchtbarkeit in Betracht gezogen, welche dann die Ursache für Frühaborte und wiederholte Fehlgeburten sein kann. Der Zustand der DNA kann nur mit Spezialanalysen getestet werden, dem „DNA-Fragmentierungs-Index“, welcher derzeit bei uns selten genutzt wird.

Nomenklatur diverser Spermiogramme

  • Normozoospermie:  normale Ejakulatparameter
  • Oligozoospermie: Spermatozoenkonzentration reduziert
  • Asthenozoospermie: Mobilität (Beweglichkeit) reduziert
  • Teratozoospermien: Anteil von Spermatozoen mit normaler Morphologie (Spermienform) reduziert
  • Oligoasthenoteratozoospermie (OAT): Dichte, Mobilität und Morphologie pathologisch
  • Azoospermie (nach Zentrifugation): keine Spermatozoon im Ejakulat
  • Aspermie: kein Ejakulat

Ursachen für Unfruchtbarkeit beim Mann aus schulmedizinischer Sicht:

Neben den bekannten Ursachen einer verminderten männlichen Fruchtbarkeit wie:

  • Hodenhochstand
  • Hodentumor
  • (Zn Chemotherapie)
  • Hypogonadismus
  • Orchitis
  • Clamydien
  • Varikozelen

1 /… gibt es Studien, die auf umweltmedizinische Ursachen der nachlassenden männlichen Fruchtbarkeit hinweisen.

2 /… bestehen offensichtlich gewichtige umweltmedizinische Gründe, sowie negative Ernährungs- und Lifestylegewohnheiten.

  • WLAN und Handynutzung
    durch die außerhalb des Bauchraumes gelegenen Hoden sind Spermien einer höheren Strahlenbelastung durch Mobilfunk ausgesetzt.
  • Schwermetalle, Arsen und Abgasbelastung
    (z. B. in Tunfisch, Luft und Wasser)
  • Pestizide (z. B. Glyphosat)
  • Östrogene
    gelangen durch Verhütungsmittel (Pille) ins Grundwasser
  • Xenoöstrogene (EDCs Endocrine Disrupting Chemicals)
    Xenoöstrogene sind Chemikalien oder gemischte Stoffe, die mit unserem Hormonsystem interagieren und einen östrogenhaltigen Effekt aufweisen, wodurch sie einen negativen Einfluss auf unsere Fortpflanzungsorgane haben (z. B. Phthalate und Bisphenol A). Sie befinden sich beispielsweise in Plastikflaschen, Frischhaltefolien, Sonnencremes, Deos, Konservierungsstoffen in Lebensmitteln, Fleisch, Wachstumsbeschleunigern Bodenglanzmitteln, Lösungsmitteln, Wasch- und Putzmitteln, Insektiziden und Weichmachern.
  • Skrotaltemperatur
    am besten funktioniert die Spermatogenese bei 34 ° Celsius. Aus diesem Grund liegen die Hoden außerhalb des Körpers.
    Durch mehr Hitze kommt es zu einer Verschlechterung der Spermatogenese. Ursachen hierfür können sein:

    • Sauna
    • (zu) heiße Bäder
    • Hitze am Arbeitsplatz (Bäcker, Küchen etc.)
    • Enge Unterwäsche
    • Laptop auf dem Schoß -> Anstieg der Temperatur um 2,8 ° Celsius!)
    • Handy in der Hosentasche
    • Plastikwindeln schon bei männlichen Babys: Anstieg der Skrotaltemperatur um 1 ° Celsius!

Lebensstilfaktoren:

  • Rauchen
  • Alkohol
  • Medikamente:
    • Antibiotika
    • Corticosteroide
    • Anabolika
    • Antiepileptika
    • Opioide
    • Ibuprofen

Bewegung und Ruhe:

Studien besagen, dass die Spermienkonzentration von Männern, die zwar regelmäßig, aber nicht exzessiv Sport betreiben, deutlich besser ist, als die von Männern die wenig trainieren. Sehr intensives Training (2 Std. täglich) bei 5 Einheiten pro Woche führt allerdings zu einem Testostoronabfall von 40 % und einer Reduktion der Spermienzahl um 50 %.

Fahrrad fahren von mehr als 5 Stunden in der Woche senkt die Spermienkonzentration und –beweglichkeit. Bei allen Sportarten sollte man die Gefahr der Hodenüberhitzung mit bedenken.

Schlaf:

Ist man nachts Licht ausgesetzt verändert sich der Zyklus der Reproduktionshormone (keine blauen oder grünen Lichter an elektrischen Geräten)

Ernährung:

Ungesunde (Fertigprodukte, Fast-Food) und unregelmäßige Ernährung beeinflussen die männliche Fertilität negativ.

Väterliches Gewicht:

Das väterliche Gewicht ist für die Fertilität genauso wichtig, wie das mütterliche. Studien belegen, dass bei adipösen Männern ein deutlich erhöhtes Risiko für Azoospermien (kein Spermium) oder Oligozoospermien aufweisen.

Väterliches Alter:

Im fortgeschrittenen Alter (ab 40 – 45 Jahren) nimmt die Anzahl der Zellen im Hoden ab, welche für die Spermienproduktion zuständig sind. Das Auftreten von DNA-Schäden der väterlichen Spermien nimmt zu und damit verbunden eine erhöhte Rate an Frühaborten.

Stress:

Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen Stress und reduzierter Fertilität. Stress beeinträchtigt die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse durch die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und wirkt sich negativ auf die Beweglichkeit, Form und Konzentration der Spermien aus.

Ursachen für männliche Unfruchtbarkeit aus Sicht der TCM:

Die Organe Niere, Leber und Milz üben den größten Einfluss auf die Infertilität des Mannes aus. Je nach individuellem Disharmoniemuster, welches durch die klassische ZP-Diagnose erfüllt wird, kann es sich bei männlicher Infertilität um folgende Disbalanzen handeln:

Niere:
Nieren-Yin
Nieren-Yang
Nieren-Essenz (Yang)

Leber:
Leber-Blut-Schwäche
Leber-Yin-Schwäche
Leber-Qi-Stagnation
Qi- und Blut-Stagnation
Kälte-Stagnation im Leber-Meridian
Feuchte Hitze im unteren Erwärmer

Milz:
Milz-Qi-Mangel
Feuchte Hitze im unteren Erwärmer

Behandlungsstrategie bei männlicher Unfruchtbarkeit aus Sicht der TCM:

Die Behandlungsstrategie richtet sich nach dem individuellem Disharmoniemuster.

Mithilfe von Akupunktur, individuell abgestimmten Kräuterrezepturen, Anmo-Tuina, Ernährungs- und Lifestyleänderung werden demgemäß dem Patienten

  • „Substanzen“ zugeführt
  • Qi-Blut-Säfte gestärkt
  • Qi-Blut-Säfte in Bewegung gebracht
  • Feuchtigkeit/Schleim eliminiert
  • Kälte/Hitze beseitigt

Die TCM ist somit in der Lage die Gesamtzahl als auch die Anzahl der progressiv beweglichen und normalgeformten Spermien zu verbessern.

TCM Behandlungskonzept:

Wie oft muss behandelt werden?

Das wesentliche was man dazu wissen muss:
– Der gesamte Reifungsprozess eines Spermiums dauert 72 – 74 Tage.

Das heißt:
– Es muss zumindest 10 – 12 Wochen lang im Voraus behandelt werden, damit die Spermienqualität zum Zeitpunkt der Befruchtung optimal ist.